Im Netz des Verbrechens by Olga A. Krouk

Im Netz des Verbrechens by Olga A. Krouk

Autor:Olga A. Krouk [Krouk, Olga A.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
veröffentlicht: 2013-02-26T23:00:00+00:00


Nick

Ich warte noch. Auf ein paar Zeilen, einen Abschiedsgruß, aber das Handy bleibt stumm. Sie wird nicht mehr schreiben, etwas in mir weiß es bereits. DAAD, tippe ich aus einem Impuls heraus und schicke es ab. Eigentlich vollkommen absurd, denn sie würde die Abkürzung nicht verstehen. Und ich hasse es, wenn eine Nachricht mehr Sonderzeichen enthält als sinnvolle Worte. Nur dieses eine Mal kann ich einfach nicht anders.

Ich verlasse das Dach, ohne zurückzublicken, und gehe geradeaus in meine Wohnung. Der Weg ist lang genug, um mich ein wenig … abzuregen. Pawel ist es nicht gelungen, Junas Telefonanruf zurückzuverfolgen, andernfalls hätten sie mich längst enttarnt. Falko und seine Jungs mussten ganze Arbeit geleistet haben.

Ich lege das Handy neben die Tastatur. Die Wohnung ist verflucht still, und ich fühle mich wie ein Fremdkörper darin. Juna. Sie ist nicht mehr hier. Sondern in irgendeinem Zimmer ohne Fenster.

Denk an dich. Ich hätte es schreiben sollen, so wie ich es fühle. Ich fühle eindeutig zu viel und müsste damit schleunigst aufhören. Es gibt Sachen, die von vornherein nichts Gutes versprechen, wie die Idee, am ersten Ferientag vom Garagendach ins Planschbecken zu springen.

Ich muss mich überwinden, mich wieder an meinen Computer vor die Videos zu klemmen. Leah bleibt seit Tagen verschwunden, sie geht nicht ans Handy und gibt auch sonst kein Lebenszeichen von sich, und ich kann es mir nicht mehr schönreden. Sie ist in Schwierigkeiten. Ich wünschte, ich hätte etwas von ihrem Vorhaben gewusst, um sie davon abzuhalten. Aber so ist Leah nun einmal. Draufhauen, dann Fragen stellen. Mein armer Schädel erinnert sich noch zu gut an die Begegnung mit ihr im Wald, auch wenn die Beule schon längst verheilt ist.

Schon wieder muss ich das Video etwas zurückspulen, mich zusammenreißen und genau hinsehen. Noch kann ich Kay davon abhalten, Dummheiten zu machen. Sonst hätte er sich schon längst kopflos in eine Suche nach ihr gestürzt und Pawels Leute aufgescheucht, und ich weiß nicht, ob ich in der Lage sein würde, ihn noch einmal zu retten. Also muss ich etwas finden, ihm beweisen, dass ich an der Sache dran bin. Die Aufnahmen habe ich mir erst heute besorgen können, es war leichter als gedacht, und niemand hat etwas bemerkt.

Ich sehe zu, wie die Menschen am Monitor hin und her laufen. Die Schlange vor dem Club, die sich kaum rührt, hoffnungsvolle Besucher, die zur Kordel eilen. Einige kommen sogleich wieder zurück, anderen gibt Detlev den Weg frei. Alles hektisch, ruckartig, wie in einem Stummfilm.

Ich lehne mich mit einer Schale Studentenfutter zurück und picke mir die Rosinen heraus. Prinzessin kommt angeschlichen und springt auf den Tisch. Ich erwarte, dass sie gleich über die Tastatur spaziert, doch sie klettert auf meine Schulter und breitet sich auf meinem Nacken aus. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal echten Pelz tragen würde.

Vielleicht habe ich die Uhrzeit falsch geschätzt, denn ich kann Leah nicht entdecken. War sie überhaupt im Club? Von Juna weiß ich, dass sie hierher wollte, aber was ist, wenn ihr unterwegs etwas zugestoßen ist? Wenn ihr Verschwinden nichts mit dem Perles d’Or zu tun hat? Bei Célines Tod habe ich mich schließlich auch geirrt.



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